„seit über dreißigtausend Jahren soll der Hund entweder mit uns auf die Jagd gehen, unsere Tiere auf der Weide hüten oder uns und unser Hab und Gut bewachen. Wenn er das nicht mehr soll, muss er von dieser Verantwortung entbunden, sein Entscheidungs-spielraum eingeschränkt und ihm schutz geboten werden. Das ist Erziehung.“

Sascha Bartz

Geboren bin ich 1979 auf der Insel Usedom 

Schon drei Jahre später verschlug es mich mit meinen Eltern nach Berlin. Hier hatte ich mein erstes Aha-Erlebnis: Wer etwas Wesentliches über die harmonische Beziehung zwischen Hund und Mensch erfahren will, sollte sich die Zeit nehmen und einen Obdachlosen mit seinem hündischen Begleiter beobachten. Es ist faszinierend, welche Ruhe und Gelassenheit diese Beziehung ausmacht. Verhaltensauffälligkeiten oder gar Aggressionen seitens des Hundes – Fehlanzeige.

Die Erklärung ist einfach: Hier ist ein für alle Mal geklärt, wer die Verantwortung trägt und die Entscheidungen trifft. Und wer gemeinsam auf Nahrungssuche geht, der wärmt sich auch nachts gegenseitig. Das ist Zuneigung, nicht das ständige Reichen von Leckerlis.

Von 1994 an BMX Profi

Durch einen Sponsorenvertrag mit dem namhaftesten Getränkehersteller Österreichs konnte ich mein Hobby zum Beruf machen und war über elf Jahre weltweit als Profi in der BMX-Szene unterwegs. Mein größter Erfolg war der Gewinn eines Titels bei den Australischen X-Games.

Und wieder war es nur eine kleine Schlüsselszene, die mich dem Verstehen der Beziehung zwischen Hund und Mensch ein Stückchen näherbrachte: Eine Horde vermeintlicher Chaoten von BMX-Fahrern, denen kaum jemand weder einen Funken soziale Kompetenz noch emotionale Intelligenz zutraut, tobt auf ihren Bikes quer durch die Betonwüste von Berlin. Mit dabei ist ein bis zur Erschöpfung keuchender Hund, von dem aber niemand auch nur eine Notiz zu nehmen scheint. Doch plötzlich, wie auf Kommando und von Geisterhand gestoppt, bleibt der ganze Tross stehen. Der Grund dafür ist ein Springbrunnen. Und alles wartet geduldig, bis das Tier seinen Durst gestillt hat. Wer sich jetzt die Zeit nehmen würde, sich in die mentale Welt dieses Tieres zu versetzen, würde verstehen, woraus sich unsere Beziehung nährt:

Spätestens jetzt war mir klar, was den Kern der Beziehung zwischen Hund und Mensch ausmacht: Die gegenseitige Befriedigung von Bedürfnissen.

Ab 2008 Surfen auf Gran Canaria und eine bittere Lehre

Wer einmal den Kitzel des Adrenalins gespürt hat, kann nicht einfach aufhören, auch wenn Verletzungen und Verstand zur Vernunft mahnen. Nach dem BMX-Sport zog es mich deshalb in die Szene der Surfer und damit zu einem der aufregendsten Spots weltweit, Pozo auf Gran Canaria. Ein Grund mit, diese Entscheidung zu treffen, waren die mir und vielen Tierärzten bis dahin unerklärlichen Haut- und Fellprobleme meines Hundes. Salzwasser und Wärme sollten helfen. Doch diese Entscheidung kam für meinen Hund zu spät.

Heute bin ich mir sicher, die Ursache zu kennen, nämlich die Kehrseite der Beziehung zwischen Hund und Mensch. Der Hund, von dem hier die Rede ist, war mein ständiger Begleiter. Mit diesem Tier habe ich quasi mein Leben geteilt. Wir vertrauten uns blind und kommunizierten oftmals nur über Gesten. Es schien, wir könnten gegenseitig unsere Gedanken lesen.

Aber eine solche enge Beziehung, die durch eine schier unbegrenzte Treue des Hundes geprägt ist, hat auch eine bittere Kehrseite: Ein Hund, der einer ständigen physischen oder psychischen Überforderung ausgesetzt ist, quittiert nicht einfach seinen Dienst – denn dieser ist in seiner Gewissheit begründet, unter Führung seiner Bezugsperson seine Grundbedürfnisse befriedigt zu wissen –, sondern offenbart es in vermeintlich unerklärlichen Krankheiten oder sogar durch das Versagen der Lebenskräfte.

Der traurige Abschied von einem treuen Begleiter

Doch auch das gehört zu unserer Beziehung dazu: Der Abschied. Ich habe ihm aus Dankbarkeit für das, was er mir nicht nur in vielen schönen Momenten, sondern vor allem in schwierigen Lebenssituationen allein durch seine wohltuende Anwesenheit gegeben hat, selbst die erlösende Spritze gesetzt. Ich wollte nicht, dass er unter grellem Neonlicht und auf einem nach Desinfektionsmittel stinkenden OP-Tisch von dieser Welt gehen muss.

Roof, so hieß er, ist auf meinem Schoß und in seiner gewohnten Umgebung, dem kleinen Bus, der viele Jahre unseres Weltenbummlerlebens unser Zuhause war, eingeschlafen. Es sollte der bis dahin traurigste Moment meines Lebens sein.

Aber schon bald gesellte sich zu mir ein herumstrolchender Podenco Canario, die es dort zu Hunderten gibt und denen die Inselgruppe ihren Namen verdankt. Wer verstehen will, was Domestikation bedeutet und aus einem ehemaligen Wolf gemacht hat, und welche Verantwortung der Mensch damit übernommen hat, dem empfehle ich, solch einer Kreatur einmal Nahrung, Führung und Schutz angedeihen zu lassen. Was jedoch geschieht, wenn wir ihm den Schutz verweigern, meist unbewusst, und ihm selbst die Verantwortung überlassen, ohne uns der Konsequenzen bewusst zu sein, das sehen wir heute auf der Straße zuhauf. Sie bilden meine typische Klientel.

Der Beginn eines systematischen Studiums

Spätestens nach den Erfahrungen mit Roof stellte ich all mein Wissen und mein Verhalten im Umgang mit Hunden auf den Prüfstand und hinterfragte alles, wovon ich bis dahin zutiefst überzeugt war oder was mir vermeintliche Fachleute als unumstößliche Wahrheiten „verkauft“ hatten. Unter solchen Experten waren sogar sehr bekannte, denen ich unter anderem auch aufgrund ihrer Popularität vertraute. Aber ein Lehrgang zum Tierheilpraktiker und einige der dort vertretenen Lehrmeinungen zum Dispositionsgefüge des Hundes und zu den Möglichkeiten der Beeinflussung des daraus resultierenden Verhaltens brachte das „Fass meiner Konflikte“ zum Überlaufen. Denn sowohl diese als auch die Axiome der vielen anderen „Experten“ widersprachen in wesentlichen Punkten nicht nur meinen Erfahrungen, die ich über viele Jahre hinweg mit meinen eigenen Hunden gemacht hatte, sondern vermeintlich auch der Logik und teilweise sogar wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Deshalb begann ich, das Verhalten der Hunde systematisch zu beobachten und alles Wissenswerte, vor allem aus der Ethologie, Evolutionslehre und Psychologie zusammenzutragen und mit Erkenntnissen aus angrenzenden Fachgebieten abzugleichen. Auf dieser Basis entwickelte ich eine Theorie zur Erziehung vermeintlicher Problemhunde, die ich unabhängig habe verifizieren lassen. Dabei war mir mein Vater, der sich in der Welt verschiedener Fachgebiete zu Hause fühlt, eine wertvolle Hilfe.

Der Schlüssel zum Verstehen des Hundes

Meine nachhaltigste Erfahrung, die ich machen musste, war die, dass der Mensch die Beziehung zu seinem Hund in den letzten ca. hundert Jahren grundlegend verändert hat, aber die Konsequenzen offensichtlich nicht zur Kenntnis nimmt. Hinzu kommt das Anthropomorphisieren (Vermenschlichen), wodurch er nicht nur die Bedürfnisse verkennt, sondern dem Hund sogar seine eigene Bedürfniswelt andichtet. Die Folge ist ein Teufelskreis aus Fehlinterpretationen des hündischen Verhaltens und resultierend daraus ein eigenes falsches Verhalten dem Hund gegenüber.

Der Hund ist durch seine Domestikation nicht nur zu des Menschen Willensvollstrecker geworden und erwartet dafür nicht nur die Befriedigung seines Grundbedürfnisses nach Nahrung. Nein, er erwarten neben einer klaren Führung insbesondere auch eine Entscheidung darüber, wer für die Befriedigung seines Grundbedürfnisses nach Sicherheit verantwortlich ist. Kommt der Mensch dieser Forderung aber nicht nach und trifft diese Entscheidung nicht oder nicht so, dass der Hund sie auch versteht, übernimmt der Hund selbstständig diese Verantwortung. Sein daraus resultierendes Verhalten fehlinterpretiert der Mensch dann bedauerlicherweise als verhaltensauffällig.

Seit 2012 zertifizierter Hundetrainer

Nach all diesen Erfahrungen stand für mich fest: Ich will helfen, dass der Mensch den Hund besser versteht und der Hund dabei eine faire Chance bekommt, die sich darin manifestiert, dass der Mensch eines begreift und auch danach handelt: Hunde sind keine kleinen Kinder, auch wenn sie sich scheinbar so verhalten.

Heute rufen mich vorwiegend Hundehalterinnen und -halter, denen trotz regelrechter Odysseen durch viele Hundeschulen nicht geholfen wurde und deren Vierbeiner nach wie vor störendes Verhalten zeigen wie das Zerren an der Leine, Jagen oder ununterbrochene Bellen bis hin zu Aggressionen aller Art oder auch Ängste. Ich werde aber auch gerufen, bevor der Amtstierarzt seine Entscheidung über die Zukunft des Hundes treffen muss.

Und damit alles seine Ordnung hat, besitze ich die Zertifizierung eines Hundetrainers nach §11 Abs. 1 Nr. 8f des Tierschutzgesetzes.

Ich darf zwar eine Reihe von Lizenzen mein Eigen nennen wie beispielsweise auch die für das Behindertenbegleithundetraining. Die wichtigste Lizenz jedoch haben mir die Hunde ausgestellt. Denn ich habe nicht nur mit ihnen gelebt, sie sind quasi Teil meines Lebens.

Kontakt

Hundetrainer
Sascha Bartz
Gartenweg 5, 18233 Carinerland